Bandmitglieder:
Guy Chadwick, Terry Bickers, Andrea Heukamp, Pete Evans, Chris Groothuizen
Kurzbiografie:
Der ruhige Gitarrenpop von The House of Love erinnerte damals ein wenig an die gerade aufgelösten „The Smiths“ und war in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren für kurze Zeit enorm populär. Die britische Indie-Band wurde 1986 gegründet und bestand aus Guy Chadwick (Gesang, Gitarre), Terry Bickers (Gitarre), Andrea Heukamp (Gesang, Gitarre), Pete Evans (Schlagzeug) und Chris Groothuizen (Bass). Das Demo-Tape überzeugte Alan McGee von Creation Records, so dass McGee die Band unter Vertrag nahm. Bereits die erste Single, „Shine On“, die im Mai 1987 veröffentlicht wurde, kam bei den Kritikern gut an und mit der dritten Single waren The House of Love schon weit mehr als nur ein Geheimtipp. Allerdings verkauften sich sowohl „Shine On“ wie auch die lärmige Drei-Akkord-Ballade „Christine“ nicht sonderlich gut. Nach einer Tournee zur Unterstützung der Singles verließ Andrea Heukamp die Gruppe. Statt sie zu ersetzen, machten The House of Love als Quartett weiter und veröffentlichten im Frühjahr 1988 ihr selbstbetiteltes Debütalbum. Und falls sich jemand an dieser Stelle fragt, welches House Of Love-Album wohl damit gemeint sein könnte, den kann man nur an Discogs verweisen. Denn es gibt von The House of Love unzählige unbetitelte Alben, beispielsweise das echte Creation-Debütalbum (das Cover zeigt zwei Bandmitglieder), „The German Album“ (Compilation), „The Butterfly Album“ (Major-Debut bei Fontana/Polygram) oder auch „A Spy in the House of Love“ (B-Seiten/ Raritäten-Compilation). Erst seit „Babe Rainbow“ von 1992 gab es echte Albumtitel, aber zu diesem Zeitpunkt war ohnehin kaum noch ein kommerzieller Erfolg zu erwarten.
Band Biografie:
The House of Love wurden 1986 in Camberwell (nahe London, England) gegründet und wie viele Bands dieser Zeit wurden sie stark vom Jangle-Gitarrenpop der 1960er Jahre beeinflusst. Ausgestattet mit einer Reihe von Gitarreneffekten, gelegentlichem Feedback-Lärm, modernen Studiotricksereien und einer gehörigen Portion Reverb wollten sie das Erbe der gerade aufgelösten Smiths übernehmen – oder zumindest an den Erfolg von Echo and the Bunnymen oder The Chameleons anknüpfen.
The House of Love veröffentlichten eine Reihe von hochgelobten Independent-Singles (Christine, Shine on, Real Animal) auf dem Creation-Label, die 1988 zu ihrem Debütalbum (ohne Titel) führten. In Deutschland dokumentierte ein weiteres Compilation-Album diese frühe Phase der Band. Die deutsche Compilation „The German Album“ von 1988, die ebenfalls ohne echten Albumtitel daherkommt und die gesamte Band (noch mit Andrea Heukamp) auf dem Cover zeigt, sammelt frühe Singles und wäre durchweg ein ebenso fantastisches Debütalbum gewesen. Nicht zuletzt wegen der darauf befindlichen frühen „Shine on“-Single und den zwei seltenen und sehr guten B-Seiten „Plastic“ und „Nothing to Me“. Es schien, als wäre es nur noch eine Frage der Zeit bis die englische Musikpresse die Band zu ewigen Indie-Helden machen würde.
Die Band um Songwriter Guy Chadwick wollte aber nicht mehr warten und im darauffolgenden Jahr wechselte The House of Love kurzerhand zum Major-Label Fontana/Polygram und veröffentlichte schnell zwei Singles, „Never“ und „I Don’t Know Why I Love You“, die es aber nicht bis in die UK-Top-40 schafften. Zwischen Chadwick und Bickers wuchsen daraufhin die Spannungen, die wohl durch übermäßigen Drogenkonsum und den plötzlichen Major-Geldsegen noch verschärft wurden. Ende 1989 verließ Hauptgitarrist Terry Bickers die Band (um die Band Levitation zu gründen) und wurde durch Simon Walker ersetzt. Das dritte unbetitelte Album von The House of Love, welches (wiederum) in Ermangelung eines echten Titels oft als „Das Album mit dem Schmetterling“ (Butterfly-Cover) bezeichnet wird, wurde dann Anfang 1990 veröffentlicht.
Trotz einer chaotischen Produktion mit vier verschiedenen Produzenten (u.a. Stephen Hague, Tim Palmer, Dave Meegan) und dem Ärger um Bickers Aussteigen ist das Album überraschend gut gelungen und konnte gegenüber den Debütalben durchaus bestehen.
Die Platte erreichte die Top 10 und ein Remake ihrer frühen Single „Shine On“ (die erste Single der Band von 1987) wurde im Fahrwasser der Stone Roses und des aufkommenden Madchester-Raves zu einem moderaten Disco-Hit in Indiekreisen. Insgesamt hatte das Album allerdings eine eher ruhige Atmosphäre, die nicht zu Englands damaliger Club- und Rave-Szene passen wollte. Das Album bestach mit schönem Gitarrenpop wie „Hannah“ und „I Don’t Know Why I Love You“, sowie der stillen Hommage an „Beatles and the Stones“. Und auch das düster-energische „32nd Floor“ war etwas zu konventionell für die frühen 90er und die vorherrschenden DJ-Dance-Remixe.
Nach der Tour von 1990 verließ dann Simon Walker die Gruppe und wurde schnell durch Simon Mawby ersetzt. Um die Zeit bis zu einem neuen Album zu überbrücken wurde im Jahr 1991 eine Zusammenstellung von B-Seiten und Outtakes veröffentlicht, die üblicherweise als „A Spy In The House Of Love“ bezeichnet wird, da dieses Album (man kann es sich bereits denken) ebenfalls keinen Titel hatte. Und lediglich ein Taschenbuch des gleichnamigen Romans von Anaïs Nin auf dem Coverbild zu sehen iat.
Anfang 1992 kehrten The House of Love mit dem Album „Babe Rainbow“ zurück, welches zwar wohlwollende Kritiken erhielt, aber nur mäßige Verkäufe erzielte. Die üppige, makellose Gitarrenpop-Produktion wirkte zwischen der Madchester-Rave-Szene und der aufkommenden US-Grunge-Invasion einfach nur hoffnungslos veraltet. Trotzdem zeugen der druckvoll-energetische Gitarrenklang von „Feel“, „Crush Me“ und auch das wunderschöne „Girl With the Loneliest Eyes“ immernoch eindrucksvoll von Chadwicks besonderen Songwriter-Fähigkeiten. Lediglich der damalige Zeitgeist machten womöglich Babe Rainbow zu einem unterschätzten Meisterwerk. Der anhaltende Mangel an kommerziellem Erfolg begann sich daraufhin vermehrt auf die Band auszuwirken, was zu ihrer Auflösung im Jahre 1993 führte. Es folgte als Abgesang noch das schwache Album „Audience with the Mind“ und einige Jahre später erschien Guy Chadwicks ruhiges, aber durchaus souveränes Soloalbum „Lazy, Soft & Slow“, produziert von Robin Guthrie von den Cocteau Twins.
In Anbetracht der Streitigkeiten zwischen Guy Chadwick und Terry Bickers war es durchaus überraschend als es 2005 zu einer Wiedervereinigung von The House of Love kam. Pete Evans kehrte ans Schlagzeug zurück und Matt Jury übernahm den Bass. Die Band spielte mehrere Reunion-Konzerte und veröffentlichten wenig später das durchweg ansprechende Album „Days Run Away“. Natürlich war „Days Run Away“ kein radikaler Neuanfang und auch nicht besonders innovativ, aber es war typisch The House of Love – melodischer, leicht psychedelisch angehauchter Gitarrenpop. Was „Days Run Away“ auszeichnete waren starke Songs mit unverwechselbaren Charme und schimmernde Gitarrenarbeit verwoben zu unwiderstehlichen Melodien. Die Songs der Platte erreichten zwar nicht die Hymnenqualität von z.B. „Shine On“, aber beispielsweise ist das quirlige „Gotta Be That Way“ nicht weniger ansteckend und einprägsam.
In den Folgejahren erschienen mehrere Zusammenstellungen von Archivmaterial, darunter eine Sammlung von BBC-Sessions; 2012 folgte dann eine Deluxe-Version des Debüts von 1988 mit drei CDs und weiteren Neuauflagen auf Cherry Red. 2013 gab es dann ein neues Album von The House of Love mit „She Paints Words in Red“. Im November 2013 nahm die Band dann noch ihr erstes Live-Album „Live at the Lexington 13.11.13“ auf, welches 2014 veröffentlicht wurde.